20.01. 2002 - Der weiße Wind |
Maya-Glyphe: Der weiße Wind
„Kräfte des Geistes durchdringen und bestimmen den weiteren Weg“
Ankunft Busterminal Mérida.
Petra und Raphael machen sich wohl doch langsam Sorgen, weil sie nichts von uns hören.
Nun aktiviere ich laut das Tagesthema des Mayakalenders die geistigen Kräfte: Jemanden finden, der uns den Bus nach La Azulita zeigt.
Zur besseren Konzentration schließe ich die Augen, und als ich sie wieder öffne, steht eine wichtige männliche Amtsperson vor mir – der muss es wissen!
Er zeigt uns den Weg und dann: „Al final – al final“ – ganz durch bis zum Ende und dann weiterfragen. Also durch – al final – da steht so ein kleiner dicker Mann mit blauem Hemd herum. „El autobus á La Azulita?“
Zu meiner Überraschung nickt er und deutet auf einen kleinen Bus – er ist der Fahrer dieses mittelprächtigen Vehikels.
Wir haben gerade noch Zeit, das Gepäck zu verladen – no Fritz, Klo suchen ist nicht mehr drin – schon fahren wir ab. Zwei freie Plätze gibt es noch – streng genommen sind es 1 ½ - die eine Reisetasche muss seitlich neben dem Sitz untergebracht werden, genau neben einem Käfig mit gackernden Hühnern. Der kleine Bus ist rammelvoll. Ca. 3 Stunden nach La Azulita. Zu unserem Erstaunen hält er immer wieder an, und zu unserem noch größeren Erstaunen krabbeln immer noch Leute hinein. Ach ja, wir befinden uns ja in einem Land, wo man übereinander in den Bussen sitzt.
Eine Pause zum „Erleichtern“ – allein das ist eine Aktion: die vorderen steigen aus, die hinteren krabbeln über Taschen hinweg ins Freie. Nach der Pause das gleiche noch einmal. Also, nun passt wirklich keiner mehr rein.
Da, es steht am Straßenrand eine Frau mit heraus geklapptem Daumen – wo soll die denn noch sitzen? Sie steigt ein (krabbelt rein) und – oh Schreck, schon schwebt ein umfangreiches Hinterteil über unserer Reisetasche – und platsch, mit Schmackes platziert sich die Dame darauf.
Oh Fritz, sind da nicht die CD´s für Raphael drin??
Ich denke nun daran, wie es in La Azulita weitergeht. Wie wäre es mit einer Telepathie-Übung?
Ich schließe die Augen und beame mich in meinem Lichtkörper zu Petra: „Hallo, wir sind in der Nähe, gegen 10 Uhr werden wir auf der Plaza vor der Kirche stehen.“
Mir ist, als nicke sie mir zu….o.k. ich lasse es innerlich los, und nun freuen wir uns an der Landschaft, die uns schon bekannt erscheint. Nach sage und schreibe 30 Stunden, seit wir uns aus den Betten in Goslar erhoben haben, werden wir mit Sack und Pack an der Plaza „Simon Bolívar“ in La Azulita ausgeladen – adiós, tschau…
Sonne – oh himmlischer Stern, wie haben wir dich gern.
Fritz, es ist warm, fühl doch mal!
Wie geht es weiter? Ach ja, telefonieren. Fritz macht wieder den bewährten Gepäck-Aufbewahrer. Ich gehe auf Telefonsuche. Da ist eines, neben der Kirche. Ein junger Mann telefoniert gerade. Wie befürchtet ist es ein Kartentelefon.
Hilflos stehe ich da mit meinen Münzen. Da schiebt der junge Mann die Karte wieder hinein, und ich darf telefonieren. José, Petras Nachbar, spricht auch englisch, und so radebrechen wir miteinander mit dem Ergebnis: Petra und Raphael sind unterwegs. Sie suchen uns auf den Flugplätzen von Mérida und El Vigia.
Ich will dem jungen Mann meine Münzen geben, aber er winkt ab und strahlt mich an
Ich bedanke mich und streichle ihm – in einem Anfall von Mütterlichkeit – über die Wange. Er steht ganz still.
Als ich zurück auf der Plaza bei Fritz bin, kommt er hinterhergelaufen.
Sein Herz klopfe, seit wir miteinander gesprochen haben.
Seinen weiteren Worten entnehme ich, dass er keine Mutter hat, die ihm mal über den Kopf fährt … Ich hefte ihm mein Star-Trek-Abzeichen an das T-Shirt. Er versteht sofort, deutet gen Himmel – Ufos! – es ist ja hier Ufogegend, jedem geläufig. Wir verabschieden uns als Ufo-Freunde.
Im nächsten Moment spricht mich Petra von der Seite an. Sie haben keine Nachricht von Fernando, keine von uns bekommen und waren ganz früh in La Azulita, als ein Bus aus Caracas ankam, in dem sie unsere Anwesenheit erhofft hatten.
Diesen hatten wir ja leider nicht erwischt – und so kam leise Unruhe in ihnen auf. Raphael wollte noch die Flugplätze absuchen, während Petra plötzlich das Gefühl bekam, noch einmal nach La Azulita auf die Plaza vor der Kirche zu gehen. Raphael sollte dann nachkommen, sie wollten sich bei einer Freundin treffen, die in einem Haus an der Plaza wohnte. Ach wie schön!
Bis zu diesem Zeitpunkt haben Fritz und ich über 30 Stunden nicht mehr geschlafen. Müdigkeit? Was ist das? Aber der Sinn des Satzes „ unrasiert und fern der Heimat“ kann Fritz für sich nun völlig nachempfinden.
Raphael trudelt auch ein, voller Freude uns zu sehen. Er kann seinen Bruder immer noch nicht telefonisch erreichen, Fernando ist verschollen.
Endlich schrauben wir uns mit dem guten alten Jeep die Berge von La Azulita hinauf. Wir sind gespannt, wie es nun weitergeht. Da wir kosmisch geführt werden, wird sich sicher ein Quartier finden, das in ihrer Nähe liegt.
Nun hören wir folgendes: Zwischen ihrem Nachbarn José und ihrem eigenen Domizil (1 Raum für 2 Erwachsene und 3 Hunde) liegt eine Finca, die einer begüterten Dame aus der Stadt gehört. Sie wacht sehr streng darüber und wollte ursprünglich niemals vermieten – kein Fremder innerhalb ihres Refugiums!! Sehr ungewöhnlich in diesem gastfreundlichen Land.
Justament einige Tage vor unserer Ankunft kam Petra zu Ohren, diese Dame befände sich in Geldnöten. Aus dieser Not heraus war sie bereit, ihr Heiligtum an uns zu vermieten. Voilá – stolz präsentieren uns Petra und Raphael unser Reich für die nächsten Wochen, 10 Min. zu Fuß von ihnen entfernt.
Die Kräfte des Geistes bestimmen tatsächlich den weiteren Weg.
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