Tanzende Derwische |
Die Mitglieder des Sufi-Ordens Mevleviyya oder Mevlevi werden auch "Tanzende Derwische" genannt. Als Ordensgründer gilt Djalal ad-Din Rumi, dessen Ehrenname Mevlana war.
Die Mevlevi haben neben dem Erlangen der geistigen Vervollkommnung immer auch kulturelle und körperliche Aspekte in ihre Lehren mit einbezogen. Sie zählen zu den liberalen und fortschrittlichen Orden, ohne jemals ihre traditionellen Werte verleugnet zu haben.
Charakteristisch für die Mevlevi sind ihre auffallende Bekleidung und ihre Tänze. Sie tanzen, um in das Zentrum ihres wahren Selbst zurückzugelangen, um so ihrem Ziel näher zu kommen – die Einigkeit mit Gott. Hierfür müssen fana ("Entwerden") und baqa ("ewiges Sein mit / in Gott") erlangt werden.
Die rituelle Kleidung der Derwische erinnert an das letztendliche Ziel und die Begrenzung jeden Lebens – den Tod. Und so tanzen die Derwische angesichts des eigenen Todes in einem dunklen Mantel, der das eigene Grab symbolisiert, einem weißen Tanzkleid, das das spätere Leichengewand darstellt, und hohen Mützen bzw. Grabsteinen auf dem Kopf.
Die Tanzzeremonie wird von einem Scheich geleitet. Es erklingt Trommel- und Flötenmusik, z. T. auch von Sängern begleitet. Erst wenn der Scheich das Zeichen gibt, beginnt der Tanz. Die Derwische öffnen ihre Arme – die rechte Handinnenfläche zeigt nach oben, die linke nach unten. Langsam beginnen sie sich um die eigene Achse zu drehen, werden immer schneller, rotieren durch den Raum. Sie werden in diesem Moment zu Katalysatoren der göttlichen Energie, die sie mit ihrer rechten Hand empfangen und mit ihrer linken an die Welt weiterleiten.
Im Zuge der Europäisierung der Türkei wurden ihre Tänze 1925 verboten. Seit 1954 dürfen sie wieder vollzogen werden.
| |